Zum Begriff Diskurs nach Foucault

Posted: Mai 8th, 2013 | Author: | Filed under: Home, Texte | Tags: , | Kommentare deaktiviert für Zum Begriff Diskurs nach Foucault

Dieser Text ist eine Ergänzung zu unserem Text Atomüll ohne Ende – Zur Notwendigkeit von Wortklauberei als Intervention. Wir versuchen hiermit, eine sehr knappe (und damit sicherlich auch verkürzte) Erläuterung zum Diskursbegriff zu liefern. Der ganze Flyer als pdf

Im Sinne des französischen Philosophen Michel Foucaults versteht man unter einem Diskurs die Praxis des Denkens, Schreibens, Sprechens und auch des Handelns zu einem bestimmten Themengebiet. Jeder einzelne Diskurs umfasst die Gesamtheit der Aussagen zu seinem Themengebiet, gleich ob sie mündlich oder schriftlich, verbal oder non-verbal gemacht werden. Er befasst sich mit seinen Gegenständen und Begriffen und bringt sie damit zugleich selbst systematisch hervor (z.B. den Begriff und die Idee eines „Endlagers“) Es gibt Diskurse überall: In wissenschaftlichen, politischen, aber auch literarischen und künstlerischen Kontexten. Kein Themengebiet kann außerhalb von ihnen behandelt werden.

Doch diese Praxis ist nicht frei. Denn ein Diskurs entwickelt – abhängig von der jeweiligen historischen Epoche und dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext – ei­gene Regeln, die festlegen, was und wie gedacht, geschrieben und gesprochen werden kann. Er kategorisiert die Aussagen seiner Subjekte in wahr oder unwahr bzw. regelgetreu oder regelwidrig. Dabei haben nicht alle Subjekte die gleichen Rechte, sich zu äußern. Das macht deutlich, dass Diskurse immer mit Macht durchzogen sind. (Macht ist für Foucault keine zentralisierte Instanz, sondern eine dezentralisierte Kraft, die alle gesellschaftlichen Bereiche und alle Subjekte durchzieht und hervorbringt, ohne dass sich die Subjekte dessen bewusst sind.) Dennoch sind die Subjekte den Diskursen nicht machtlos ausgeliefert. gerade die Analyse der herrschenden Diskurse und die Selbstreflexion der eigenen (Sprecher_innen-)Position eröffnen Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Intervention und Veränderung. Denn der „Diskurs – dies lehrt uns immer wieder die Geschichte – ist auch nicht bloß das, was die Kämpfe oder die Systeme der Beherrschung in Sprache übersetzt: er ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht, derer man sich zu bemächtigen sucht.“ (Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses. Paris 1972, S. 11.)


Comments are closed.